Der dreigeschossige Erweiterungsbau besteht aus zwei miteinander verbundenen Baukörpern und verfügt insgesamt über eine Bruttogrundfläche von knapp 7.000 m². Bei der Planung folgten die Beteiligten ihrer Vision eines Hybridholzbaus, der nach dem „Cradle to Cradle“-Prinzip nachhaltig, klimafreundlich und einfach rückbaubar sein sollte. Als Hauptbaumaterial für Konstruktion und Oberflächen des Holzständerbaus wählten sie daher 1.200 m³ zertifiziertes Fichtenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, dazu kamen rund 10.000 Holzbauelemente inklusive der steinwolle-gedämmten Fassade aus naturbelassenem und besonders witterungsbeständigem Lärchenholz. Durch seine vergleichsweise hohe Rohdichte hat Lärchenholz im Bereich des Brandschutzes Vorteile gegenüber häufiger eingesetzten Bauhölzern wie Fichte oder Kiefer. Für die nichtbrennbare Dämmung von Fassade und Dach kamen im gesamten Neubau nachhaltige Steinwolle-Produkte von ROCKWOOL zum Einsatz.
Die B&D Holzbau GmbH aus dem rheinland-pfälzischen Krunkel im Westerwald, erfahrener Holzbauspezialist unter anderem im Bereich Objektbauten, hat den Aufbau der Fassade in den entscheidenden Projektphasen begleitet und durchgeführt. Vorgehängte hinterlüftete Fassaden mit Steinwolle-Dämmung gewährleisten im Brandfall bereits eine gute Grundsicherheit.
Im Fassadenbereich des Holzhybridbaus wurden wärme- und schalldämmende ROCKWOOL Fixrock 035 Dämmplatten aus nichtbrennbarer Steinwolle verarbeitet. Die formstabilen Dämmplatten sind recycelbar und ideal geeignet für die Dämmung von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden. Ergänzend kam als Brandsperre das patentierte Fixrock BWM Brandriegel Kit von ROCKWOOL zum Einsatz, das aus einem Steinwolle-Brandriegel in Zweischichtcharakteristik und Abstandhaltern aus glasfaserverstärktem Kunststoff besteht. Die Brandsperre behindert die Feuerausbreitung im Hinterlüftungsraum.
Die Planung des Erweitungsbaus der UW/H erfolgte unter der Voraussetzung, seine Nachhaltigkeit zu zertifizieren. Im Herbst 2022 war das Ziel erreicht – der Zukunftsraum wurde nach einem ausführlichen Zertifizierungsprozess mit dem BNB-Nachhaltigkeitszertifikat in Silber ausgezeichnet.
Sechs Hauptkriterien zur Einstufung von Baumaßnahmen bilden die Grundlage der Zertifizierung nach dem BNB-Standard. Bewertet werden zunächst die ökologische und soziokulturelle Qualität des Baus. Ein weiteres Augenmerk gilt der nachhaltigen ökonomischen Qualität der Baumaßnahmen. Hinzu kommt die Bewertung technischer Eigenschaften wie Dämmung und Schallschutz, hier konnte der Zukunftsraum nicht zuletzt durch den Einsatz von ROCKWOOL punkten. Das gilt auch für den Energieverbrauch im Betrieb, bei dem der Bau rund ein Drittel unter dem vergleichbarer Gebäude liegt. In den Bewertungskatalog fließen abschließend der Planungs- und Bauprozess und auch individuelle Standortmerkmale mit ein. Die entsprechenden Anforderungen wurden von den Verantwortlichen von Anfang an berücksichtigt.
Kaum ein Ort in Bildungsbauten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark gewandelt wie die Bibliothek. Die Ansprüche an Universitäts-Bibliotheken umfassen heute nicht nur Sammlungskompetenzen im Bereich elektronischer Ressourcen und Datenbanken. Insbesondere als Lernort werden sie heute vielseitiger und vor allem dialogbetonter genutzt. Dass beim Lernen miteinander diskutiert, präsentiert und auf wechselnde Medien zurückgegriffen wird, steht in modernen Bibliotheks-Einrichtungen nicht im Widerspruch mit der stillen Lektüre im klassischen Lesesaal. Die helle, zweigeschossige Uni-Bibliothek des neuen Campusgebäudes ist in diesem Bewusstsein entstanden.
Sie bildet, ergänzt durch 26 Gruppen-Lernräume mit rund 300 Lernplätzen für Studierende und Forschende, das Herzstück des barrierefrei angelegten Baus. In unmittelbarer Nähe zu ihren Fachbeständen stehen für die Präsenzlehre auch neun Seminarräume. Sieben von ihnen besitzen verschiebbare Wände und bieten flexibel Platz für unterschiedliche Veranstaltungsformate mit bis zu 200 Teilnehmenden. Hinzu kommen ein großer Veranstaltungsraum mit 350 Plätzen und Büros für Verwaltung und Lehrende. Regeneration und Austausch befördern nicht zuletzt ein Café mit Loungebereich und Erholungszonen in den Außenbereichen des Campus.
Nachhaltigkeit prägt nicht nur die Baumaßnahmen rund um die Campus-Erweiterung, sondern den gesamten Alltag der Universität. In der ersten Etage befindet sich daher ein eigener Meditations- und Veranstaltungsraum. Im „Raum der Stille“ finden Studierende und Angehörige der Universität Ruhe und einen sicheren Rückzugsort. Hier kann gemeinsam meditiert werden, und darüber hinaus gibt es regelmäßig Kursangebote – vermittelt werden Meditation, Yoga, Qi Gong und andere Entspannungstechniken.
Wissenschaft braucht Austausch und Kommunikation. Diskussionen sind dabei ebenso notwendig wie die ausdauernde Vertiefung in ein Thema. In dem neuen Hochschulgebäude wird dieses Bedürfnisfeld auf vielseitige Weise sichtbar. In der Architektur mit ihren Begegnungsorten im zentralen Raum rund um die Haupttreppe, wo Lehrende, Lernende und Verwaltung einander begegnen und daraus Nutzen ziehen. Denn wie die Wissenschaft selbst, ist ihr „Zukunftsraum“ ein Raum beflügelnder Kontraste: Bewegung und Dialog im Café, im Lernraum, in Veranstaltungsbereichen. Und in den Gelegenheiten zum Innehalten dort, wo im Meditationsraum der Klang der Stille hörbar werden kann. Gemeinsames Lernen in der Gruppe, immer nah am Geschehen und an den Beständen. Und stille Konzentration im Lesesaal, der als Ort der Auseinandersetzung mit dem immer neu zu schreibenden Kanon auch im wegweisenden Zukunftsraum-Hybridholzbau noch seinen Platz hat.