Künstliche Intelligenz und Architektur

Ist die nächste Zaha Hadid Mensch oder Maschine? Zweiter Teil des Interviews

KI-Assistenz kann eine breitere Entscheidungsbasis für Nachhaltigkeit, Umweltkosten und Baukosten von Gebäuden schaffen.
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Künstliche Intelligenz und die unterschiedlichen Leistungsphasen

In einer Leistungsphase fünf oder sechs sehe ich im Moment noch gar keine KI, weil in der Werkplanung und in der Konstruktion sehr viel Intuition durch Erfahrung zusammenkommen muss, die bisher nur schwer Teil einer KI werden kann.
Nach meinem Verständnis sind diese Aufgaben nicht in einem geeigneten Maß datenbasiert.

Natürlich kann ich mir im gesamten Branchenfeld auch durch KI unterstützte Texterstellung vorstellen, Textbausteine möglicherweise und in stadtplanerischen Umfeld ohnehin, weil wir es dort viel mit Daten zu tun haben.

Leistungsphasen nach HOAI

Vorbereitungsphase:

  1. Grundlagenermittlung
  2. Vorplanung
  3. Entwurfsplanung
  4. Genehmigungsplanung
  5. Ausführungsplanung

    Ausführungsphase:

  6. Vorbereitung der Vergabe
  7. Mitwirkung bei der Vergabe
  8. Objektüberwachung – Bauüberwachung und Dokumentation
  9. Objektbetreuung

Ist es denkbar, dass KI-Systeme auch komplexe stadtplanerische Aufgaben übernehmen? Oder ist das noch zu komplex für den Stand der Technik?

 

Florian Scheible: Das ist ein hochkomplexer Prozess und entsprechende Projektionen greifen weit in die Zukunft. Aktuelle KI ist dazu noch nicht in der Lage. Ich kann mir aber vorstellen, dass entsprechende Software-Systeme zu einem solchen Prozess beitragen können und neue Aspekte zur Geltung bringen. Das ist aber nicht anders als das Verfahren bei städtebaulichen Wettbewerben. Auch hier ist es ja so, dass Planungsbüros zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und oft Überraschendes dabei ist.

Spannend wird es bei Analysen, zum Beispiel von Verkehrsströmen und dem Ausgeben alternativer Schlussfolgerungen aus solchen Daten. Im Bereich großer Datenmengen, die für uns Menschen schwer auswertbar sind, sehe ich große Vorteile.

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Es ist wünschenswert, Entwurfsentscheidungen in Zukunft im Hinblick auf Nachhaltigkeit auf eine noch fundiertere Basis zu stellen, auch unterstützt durch KI-Assistenzsysteme.

Florian Scheible

Architekt, Geschäftsführer von Schöne Neue Welt Ingenieure
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Ich wünsche mir ein gutes Assistenztool, damit ich mich auf meine Arbeit fokussieren kann, auf das, was mir Freude macht. Eine KI, die mich dort unterstützt, wo datenbasierte Entscheidungen erforderlich sind, und die eine Fehleranfälligkeit komplexer Vorgänge reduziert.

Können Sie eine Einschätzung darüber abgeben, ob der Nutzen von KI sich auch im Bereich des nachhaltigen Bauens entfalten wird?

 

Florian Scheible: Es liegt in der Natur von Planungsprozessen, dass wir zu einer Zeit, in der wir sehr wenig über ein Projekt wissen, sehr weitreichende Entscheidungen fällen müssen. Das ist ein wesentlicher Kern eines Entwurfsprozesses und auch eines Selbstverständnisses der Planerschaft.

In den frühen Entwurfsphasen fällen wir diese Entscheidungen auf der Basis von Berufserfahrung, Einschätzungen, Vermutungen und einer Mischung dieser Herangehensweisen. In Phase fünf lassen sich diese Entscheidungen nicht mehr im großen Umfang korrigieren, deswegen ist um sie herum ein Expertenwesen entstanden. Will man Quartiere bauen, größere Komplexe, flexible Gebäude, wäre es in Zukunft wünschenswert, wenn die Beteiligten durch KI-Assistenz eine breitere Entscheidungsbasis bekämen. Denn gerade, wenn es um Nachhaltigkeit, Umweltkosten und auch um Baukosten von Gebäuden geht, wäre es absolut möglich, dafür gemeinsam eine Datenbasis zu schaffen.

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Künstliche Intelligenz und Architektur – ist die nächste Zaha Hadid Mensch oder Maschine?

Florian Scheible ist Architekt und geschäftsführender Gesellschafter des Berliner Architektur- und Planungsbüros Schöne Neue Welt Ingenieure. In einem interdisziplinären Team begleitet er Bauprojekte und beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung klimaschonender Baukonzepte.

Aus berufspolitischer Expertensicht analysiert er im Berufsalltag und in Fachgremien, was künstliche Intelligenz für die Baubranche heute und in naher Zukunft bedeutet.

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