Villen als bewohnbare Skulpturen
Bei Robbie Williams ist es „Let me entertain you”, bei Mario Götze das WM-Tor 2014 und bei Titus Bernhard ist es das „Haus 9 x 9“, das 2004 sein Beitrag zur Architektur Biennale in Venedig war. Oftmals verbindet man Menschen mit dem Außergewöhnlichen, das sie vollbracht haben. Der Architekt Titus Bernhard hat 2004 damit quasi über Nacht für Furore gesorgt: Sein „Haus 9 x 9“ war in jenem Jahr eines der meistpublizierten Wohnhäuser der Welt. In 68 Ländern ist es in über 120 Magazinen veröffentlicht worden. Seit dieser Zeit wird über den Augsburger sehr kontrovers diskutiert, auch auf lokaler Ebene. In der Fachwelt erfährt er hingegen Respekt. Der mittlerweile fast 60-Jährige gehörte in den 90-ern zur jüngeren architektonischen Avantgarde in Deutschland und prägte damit eine Epoche und nicht nur einen kurzlebigen Trend maßgeblich mit. Noch immer arbeitet Bernhard reduziert und minimalistisch. Seine Architektur entwickelte sich aus der Klassischen Moderne hin zu einer eigenständigen phänomenologischen Architektursprache. Viele Materialen, die große Handwerklichkeit voraussetzen und folgerichtig hohe haptische Qualitäten bewirken, setzt er meist anders ein als üblich. Ein Fenster muss bei ihm kein klassisches Fenster sein. Es könne auch als Fensterband, das auf dem Boden liegt, gestaltet werden oder das Licht kann nur von oben kommen. „Wir sehen Dinge anders als man gemeinhin meint, sie sehen zu müssen“, sagt er. Fast fünfzig extravagante Villen, die er zuweilen auch Skulpturen nennt, hat er bislang gebaut. Zunächst überwiegend für eine kleine, elitäre Spitze. Doch dann kam vor paar Jahren die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Luxusobjekten.